Dôjôkun sind Leitsätze und Regeln des Karate-Dô. Die Leitsätze stellen die Werte dar, die der Karateka im Verlauf seines Karateweges verinnerlichen und denen gemäß er sein Streben ausrichten soll. Die Regeln schaffen einen disziplinierten Trainingsrahmen und ein harmonisches Miteinander im Dôjô.
Leitsätze (Dôjôkun):
人格完成に努むること
(hitotsu, jinkaku kansei ni tsutomuru koto)
Es ist eine Pflicht, nach der Perfektion des Charakters zu streben.
誠の道を守ること
(hitotsu, makoto no michi o mamoru koto)
Folge dem Ideal der Wahrheit
努力の精神を養うこと
(hitotsu, doryoku no seishin o yashinau koto)
Mühe Dich, Deinen Geist zu kultivieren
礼儀を重んずること
(hitotsu, reigi o omonzuru koto)
Achte die Regeln der Etikette
血気の勇を戒むること
(hitotsu, kekki no yû o imashimuru koto)
Hüte Dich vor ungestümem Übermut
Dôjô Regeln:
Regel 1
Für unsere Karateka stellt unser Dôjô eine Stätte der inneren Sammlung und der Ruhe dar, ein Ort der Selbstbegegnung, Konzentration sowie der gegenseitigen Achtung und des Respekts.
Lautes, aufdringliches Verhalten und Gebaren oder sogar Lärmen sind im Dôjô völlig unangebracht.
Regel 2
Beim Betreten und Verlassen des Dôjô grüßen wir mit einer Verbeugung (Ritsu-Rei)
Dieser Gruß gilt der Übungsstätte, dem Lehrer, dem Karate-Dô und unserer Übungsgruppe. Achtung, Respekt, Höflichkeit und Demut sollen im Ritsu-Rei zum Ausdruck kommen. Ein Handschlag, ein lautes "Hallo" oder "Tschüss" können somit getrost entfallen.
Regel 3
Klatschen, Johlen oder gar Pfeifen sind in einem Dôjô völlig fehl am Platz! Unsere Zustimmung drücken wir lieber durch den aufmunternden Zuspruch „OSS“ sowie durch besondere Anstrengung und Einsatz aus. Unser Karatelehrer braucht keine spezielle Beifallsbekundung. Als unser Sempai oder Sensei versucht er, in jedem Training sein Bestes zu geben. Daher kennen wir im Training auch keine Missfallensäußerungen und kein lasches lustloses Üben, dies wäre eine Beleidigung für unseren Lehrer, unsere Übungsgruppe und unsere Partner.
Regel 4
Vermeide es, verspätet zum Karate-Training zu kommen! Sollte dies doch einmal der Fall sein (denn besser verspätet kommen als gar nicht!), so grüße Dôjô, Lehrer und Übungsgruppe in Sa-rei (Gruß im Sitzen) am Dôjô-Eingang und warte dort auf ein Zeichen deines Lehrers, dich in die Übungsgruppe einzureihen. Spar die alle Erklärungen des „Wieso“ und „Warum“ und ordne dich dort in die Gruppe ein, wo du den Trainingsverlauf am wenigstens störst: hinten links!
Regel 5
Das Verlassen des Dôjô während des Trainings gilt als unhöflich. Ist es doch einmal unumgänglich, so zeige deine Absicht deinem Lehrer durch eine kurze Verbeugung an und warte auf seine Bestätigung. Melde dich auch wieder korrekt zurück (Ritsu-rei).
Regel 6
Unterbrich nicht den Unterricht durch Fragen oder gar durch kluge Einwände! Viele Fragen lassen sich durch eigenes Nachdenken oder durch Beobachtung anderer Karateka lösen. Nach dem Unterricht oder nach Aufforderung durch den Lehrer besteht genügend Zeit, anstehende Fragen zu klären und eigene Probleme mit Techniken oder Übungsformen des Karate anzusprechen.
Regel 7
Versuche stets, durch dein eigenes Verhalten, deine aufmerksame Mitarbeit und durch dein Mitdenken zu einem reibungslosen, harmonischen Verlauf des Karate-Unterrichts beizutragen. Verhalte dich wach und konzentriert, bewege dich schnell und bemühe dich, Absichten des Lehrers und Trainigssituationen vorausschauend zu erfassen. Ein wacher Geist ist in einer „Kriegskunst“ stets von Vorteil.
Regel 8 - Sei wachsam
Ob es dabei um die Aufstellung der Übungsgruppe oder die Ausführung einer Übung: Sei so wachsam und konzentriert, dass dir kein Fehler unterläuft. Denk daran, dass jede Aktion im Karate-Unterricht ihren Sinn hat, ihre spezielle Bedeutung! Jedes Kommando und seine sofortige Umsetzung verlangt deine volle Konzentration: Unaufmerksamkeit und Unachtsamkeit musst du meiden, denn im Kampf und Selbstverteidigung stellen diese beiden Verhaltensweisen die gröbsten Fehler dar.
Regel 9 - Sei ernsthaft
Wenn du Karate und dein Training nur von der leichten, lustigen Seite her nehmen willst, nur Spaß, Fun und Abwechslung suchst, dann ist ein Dôjô der falsche Ort für dich, du bist hier fehl am Platz.
Karateka sind übrigens meist sehr lustige und gut gelaunte Menschen, zeigen tun sie dies aber ausserhalb des Trainings und des Unterrichts. Während des Trainings sind sie ernsthaft und voll konzentriert, im Bewusstsein der Verantwortung gegenüber dem eigenen Wohl und Gesundheit ihrer Übungspartner.
Regel 10 - Sei höflich und bescheiden
Zeige deinem Lehrer und deinem Partner, dass du sie achtest und respektierst. Sei aber auch nicht unterwürfig! Streng dich stets so gut an, wie es dir möglich ist; sei ein fairer und zuverlässiger Partner.
Nimm deinen Partner oder Gegner stets ernst, unterschätze ihn auf keinen Fall, gleich welchen Grad oder Gürtel er innehaben sollte. Trainiere nie überheblich oder gar herablassend mit einem Partner, denn zu deinem eigenen Weiterkommen und Fortschritt bist du auf deine Übungspartner angewiesen.
Überlasse Übungsaufforderungen immer dem älteren und/oder höher graduierten Partner.
Protze nie mit deinem Können, deinen Fähigkeiten, deinen Erfolgen, deinen Gürtelgrad.
Mit dem Grade deines Voranschreitens im Karate wächst gleichzeitig deine Verantwortung gegenüber Karate-Dô und deine Vorbild-Funktion gegenüber jüngeren Karateka!
Regel 11 - Sei stark
Zeige nie gegenüber deinem Gegner oder Partner ein Zeichen von Schwäche! Lass dir nicht anmerken, wenn du müde und erschöpft bist! Im Kampf wachsen deinem Gegner im gleichen Maße die Kräfte zu, wie du Schwäche zeigst.
Setze dich während des Unterrichts nicht unaufgefordert hin; leg dich nicht hin, weder im Dôjô noch in der Nähe der Tatami (Kampffläche), während andere Karateka noch üben oder einen Wettkampf bestreiten, dies zeugt von mangelndem Respekt und fehlender Solidarität. Wenn der Lehrer etwas demonstriert oder erklärt, setzte dich in Za Zen (Kniesitz) oder im Schneidersitz hin.
Während des Unterrichts lehne dich nicht an eine Wand, verlasse nicht deinen Platz, verzichte auf Essen und Getränke: Als Karateka sollst du deinen GEIST und deinen KÖRPER stets unter Kontrolle haben.
Regel 12 - Sei beherrscht
Zeige in allen Situationen Selbstdisziplin und wahre unbedingt deine Beherrschung.
Lerne sowohl positive als auch vor allem negative Reaktionen und Emotionen zu unterdrücken. Lass nie Zorn oder Wut im Training oder Wettkampf die Herrschaft über dich und dein Verhalten gewinnen. Bleib ruhig und habe Geduld mit dir und mit anderen.
Mache wegen Bagatelleverletzungen und Unpässlichkeiten kein großes Aufheben, lerne Schmerzen zu ertragen und mit deinem Ängsten umzugehen: Du willst schließlich Karate erlernen, eine harte Zweikampf-Kunst.
Regel 13 - Sei gründlich
Strebe immer nach dem höchsten Ziel: der Perfektion! Selbst wenn du nie Perfektion erreichen kannst, der WEG zählt! Bereite alle Übungen konzentriert vor („Yoi“) und schließe alle Übungen mit Zanshin, der die Aktion überdauernden Aufmerksamkeit und Wachsamkeit ab („Yame“). Erst dann kannst du Körper und Geist entspannen.
Wehre dich gegen aufkommende Müdigkeit, gegen Unlust oder gar Langweile im Training, vergiss im Unterricht die Zeit und die Uhr, widme dich ausschließlich der Sache selbst, deiner Übung, dem Partner. Lass dich nicht von außen ablenken und lenke selbst nie einen trainierenden Karateka von seinem Üben und Tun ab. Auch wichtige Dinge und Mitteilungen haben oft noch eine halbe Stunde Zeit. Vermeide stets, durch dein Verhalten die Harmonie der Übungsgruppe zu stören.
Regel 14 - Sei sauber
Im Training und Wettkampf in einer Kampfsportart kommen Menschen miteinander auf „Tuchfühlung“ und in Kontakt. Daher müssen gewisse hygienische Grundbedingungen erfüllt sein und beachtet werden. Wasche dir stets vor dem Karate-Unterricht die Füße, halte Fuß- und Fingernägel kurz geschnitten und sauber. Achte auf die Sauberkeit deines Karate-Gi. Alkoholgenuss vor dem Training oder in Trainingspausen ist unmöglich und stellt eine nicht akzeptierbare Gefährdung der Sicherheit deiner Trainingspartner das und ist somit höchst unverantwortlich. Ringe, Uhren, Halsketten, Haarschmuck, und Stecker jeder Art haben im Karateunterricht nichts zu suchen. Kaugummi und Trinken während des Unterrichts: Undenkbar!
Regel 15 - Sei beständig
Du hast dich entschlossen Karate zu lernen und du hast diesen Entschluss (hoffentlich!) hinreichend geprüft und bedacht: Nun besuche auch deine Übungsstunden regelmäßig! Dein Lehrer und deine Partner schätzen es gar nicht, wenn sie durch deine Saumseligkeit und Trägheit im Voranschreiten und im Lernprozess gestört und behindert werden.
Die Dojokun heute vereinfacht dargestellt:
Sensei Hans-Karl Rotzinger lehrte mich einst:
Sei höflich und bescheiden,
Vervollkommne deinen Charakter,
sei geduldig und beherrscht,
Sei gerecht und hilfsbereit,
sei mutig
In einer Zeit, in der immer mehr die Ellenbogen eingesetzt werden und auf Menschlichkeit oftmals keine Rücksicht mehr genommen wird, ist dieses Dojokun heute wichtiger als je zuvor.
Sei höflich und bescheiden
Um zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen ist es wichtig, dieses Gebot zu berücksichtigen. So wie wir in den Wald hineinrufen, so kommt es zu uns zurück. Bemühen wir uns bei unseren Mitmenschen um Höflichkeit und ein gewisses Maß an Bescheidenheit (nicht gemeint ist damit eine Unterwürfigkeit)
Vervollkommne deinen Charakter
Ständig bemüht zu sein, den eigenen Charakter und seine Fähigkeiten zu verbessern und das Beste zu geben, das ist der Kernpunkt dieser Aussage.
Sei geduldig und beherrscht
Zu dir selbst und den anderen, den Mitmenschen. Übe Geduld, wenn dein Weg länger und beschwerlicher ist als angenommen, wenn deine Mitmenschen deine Erwartungen nicht erfüllen. Ungeduld und Unbeherrschtheit erzeugt bei uns und bei den Mitmenschen negativen Druck und Stress. Dies hat zur Folge, dass wir nicht mehr so gut in der Lage sind, unsere Aufgabe zu erfüllen.
Sei gerecht und hilfsbereit
Welch eine Wohltat mit Menschen zusammen sein zu dürfen, die über diese Eigenschaften verfügen. Menschen, die stets bemüht sind, gerecht zu urteilen und uns hilfsbereit unter die Arme zu greifen. Eigenschaften die wir auch besitzen sollten.
Sei mutig
Was wäre das Leben ohne Mut? Alle oben aufgeführten positiven Eigenschaften nützen nichts, wenn wir nicht mutig sind. Es gehört oft jede Menge Mut dazu, sich zu Höflichkeit und Bescheidenheit zu bekennen. Sei Mutig auch dir selbst gegenüber. Verteidigen wir unseren Freiraum und lassen wir uns nicht von anderen bestimmen und ausnutzen. Haben wir den Mut dazu, uns als wichtigsten Menschen zu bezeichnen und den Freiraum für die Vervollkommnung unseres ICHs zu schaffen.
In diesem Sinne der JKA sind wir bestrebt traditionelles Karate zu unterrichten und die Menschen auf ihrem Weg zu begleiten.
Oss
Alexandra und Marcus Engel
5.DAN Shotokan Karate JKA/ Djkb